Psychotherapie bei Morbus Basedow
Warum eine spezielle psychologische Hilfe für Morbus Basedow-Patienten?
Morbus Basedow ist eine autoimmun bedingte Erkrankung der Schilddrüse, die hier eine Überfunktion hervorruft. Das Besondere der Erkrankung ist, dass sich die Symptome nicht eindeutig körperlich bemerkbar machen, sondern überwiegend psychisch. Manchmal sind auch die Augen betroffen, so dass diese ungewöhnlich stark hervortreten, was nicht nur schmerzhaft ist, sondern die seelische Verfassung zusätzlich beeinträchtigt.
Die Ursache für die mannigfaltigen psychischen Veränderungen bei Morbus Basedow ist die körperliche Erkrankung. Nicht die Psyche. So ist es auch nicht die Psyche, die ursprünglich therapiebedürftig ist, sondern der Körper. Die Psyche aber wird durch die Erkrankung oft so extrem in Mitleidenschaft gezogen und durcheinandergebracht, dass das Erlebte selbst nach erfolgter medizinischer Behandlung nicht verarbeitet werden kann und in der Folge eine tief greifende seelische Verunsicherung bestehen bleibt.
Die psychischen Zusammenhänge bei Morbus Basedow sind sehr komplex. Der gesamte Organismus, oder besser der ganze Mensch gerät völlig durcheinander. Es besteht eine permanente Alarmbereitschaft und dadurch bedingt eine erhöhte Wachsamkeit. Die Wahrnehmung verändert sich. Äußere Eindrücke werden intensiver wahrgenommen als sonst. Bei Ruhelosigkeit, Getriebenheit, Reizbarkeit und starkem Aktivitätsbedürfnis besteht gleichzeitig eine zunehmende Erschöpfung. Die Belastbarkeit, Konzentrations- und Leistungsfähigkeit nehmen ab. Der Schlaf ist gestört, die Hände zittern, das Herz rast. Sehr häufig treten Ängste und Panikattacken auf.
Viele Betroffene fühlen sich schwach und unsicher. Besonders unerklärliche Ängste und Panikattacken wirken stark verunsichernd. Das Vertrauen in sich selbst, in den eigenen Organismus geht verloren. Es folgen Selbstzweifel, was wiederum zusätzlich zu vermehrter Unsicherheit und Ängstlichkeit führt. Der Betroffene “funktioniert” nicht mehr und versteht sich selbst nicht. Die Umwelt versteht es ebenfalls nicht, sodass sich der Betroffene oft völlig allein und unverstanden inmitten eines Albtraums erlebt. All das schafft zusätzlichen Stress, aber auch einen zusätzlichen Nährboden für das Aufkommen von Angst und Panik, der Entwicklung von Angst vor der Angst sowie verschiedenster Phobien.
Oft verschwinden all diese Symptome von selbst, wenn die Erkrankung erkannt und behandelt wird. Manchmal hilft auch dass Wissen darum, dass die körperliche Krankheit die Ursache der völlig veränderten psychischen Konstitution ist, ein wenig. Oftmals haben sich aber insbesondere die Ängste in der Folge des Krankheitsverlaufs bereits chronifiziert und bleiben selbst trotz erfolgreicher Behandlung des Morbus Basedow bestehen. Auch ist bisher noch immer ungeklärt, inwieweit auch die Autoimmunerkrankung selbst, unabhängig von der Hyperthyreose, psychische Auswirkungen zeigt.
Einst selbst von dieser Erkrankung betroffen, habe ich mir ein recht umfangreiches Wissen um die Krankheit angeeignet. Leider ist es noch immer so, dass sich nur sehr wenige Mediziner mit Morbus Basedow auskennen. Psychologen in der Regel gar nicht. Oft wird Morbus Basedow noch immer als psychosomatische Erkrankung angesehen, oder es wird gar die Psyche oder ein bestimmter Persönlichkeitstyp als Ursache für die Krankheitsentstehung angenommen. Doch dem ist nicht so. Die medizinische Forschung hat gezeigt, dass all das nicht zutrifft. Wie bei anderen Autoimmunerkrankungen auch, ist die Ursache der Krankheit nach wie vor nicht geklärt. Es wird ein komplexes Geschehen vermutet. Dabei werden verschiedene Faktoren diskutiert, wie Hormonveränderungen, Infektionen mit Bakterien und Viren, genetische Faktoren und Umweltfaktoren. Starker psychischer Stress kann möglicherweise ein Auslöser der Krankheit sein, nicht aber die Ursache. Was ganz eindeutig festgestellt werden konnte, ist, dass Stress den Krankheitsverlauf negativ beeinflusst. All dies ist für eine psychotherapeutische Behandlung von Bedeutung und muss Berücksichtigung finden.
Eine klassische Psychotherapie halte ich nur für bedingt bei Morbus Basedow geeignet, denn der Hintergrund einer jeden Psychotherapie ist eine ursächlich behandlungsbedürftige Psyche. Da das bei Morbus Basedow Patienten nicht der Fall ist, macht das für die psychologische Behandlung einen bedeutenden Unterschied.
Die klassische Verhaltenstherapie therapiert beispielsweise Ängste hauptsächlich durch die Konfrontation mit den Angst auslösenden Situationen und zusätzlichen Entspannungsverfahren. Insbesondere die Angstvermeidung soll unterbleiben. All das aber ist für Morbus Basedow Patienten nicht unbedingt immer durchgängig geeignet. Je nach Krankheitsphase und Behandlungsstand kann hier der “Schuss nach hinten” los gehen. Im Stadium der akuten Überfunktion können Entspannungsverfahren genau das Gegenteil vom dem bewirken, was sie bewirken sollen. Anstatt innerer Ruhe und Entspannung können Herzrasen und Unruhezustände auftreten. Die Konfrontation mit Angst auslösenden Situationen bedeutet ein hohes Ausmaß an Stress und das kann, je nach Krankheitsphase, die Symptomatik des Basedow verstärken.
Bei Morbus Basedowpatienten ist unbedingt die körperliche Konstitution zu berücksichtigen. Das erfordert ein individuell angepasstes Eingehen auf den Erkrankten und eigentlich auch Wissen und Kenntnis um die Krankheit, sodass hier kein zusätzlicher Stress und keine Überforderung auftritt.
Bei der psychologischen Hilfe, die ich für Morbus Basedow-Patienten anbiete, geht es mir daher gezielt nicht um eine klassische Psychotherapie im herkömmlichen Sinne. Vielmehr geht es hier um eine von Verständnis geprägte Unterstützung, Beratung und Begleitung, die sowohl dabei helfen kann, die veränderten psychischen Vorgänge zu verstehen, einzuordnen und zu verarbeiten, als auch mit Ängsten umzugehen und diese letztlich zu überwinden, Stress zu reduzieren sowie mit Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung umzugehen.
Auch wenn es von medizinischer Seite keine Heilung des Morbus Basedow gibt, so lässt sich diese Erkrankung doch gut behandeln, sodass am Ende in der Regel Symptomfreiheit besteht. Doch bis dahin ist es meist ein längerer Weg. Als Begleitung auf diesem Weg soll mein Hilfeangebot unterstützen und Mut machen. Unter Umständen ist das auch mit Hilfe meiner Telefonberatung möglich. Sprechen Sie mich einfach darauf an.
“Der Gedanke an die Vergänglichkeit aller irdischen Dinge ist ein Quell unendlichen Leids — und ein Quell unendlichen Trostes”
Marie von Ebner-Eschenbach